ENZO GRABINELLI 2

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ENZO GRABINELLI 2

Äs isch Friti Morge. Denn wenn i gäng frei ha. Do freueni mi gäng uf d’Poscht, wenn I se säuber cha us em Briefchaschte näh. I weiss ganz genau, dass dert ke Lottogwünn u ou ke Gwünn vore Chrüzfahrt oder es Theaterengagement drinne isch. Eigentlech isch es jo idiotisch, dass me sech gäng a so utopische Träum fescht het, we me gnau weiss, dass die nie wohr wärde. U glich wär ds Läbe truurig, wes keni söttigi Träum hät. U keni so utopische Gschichte, wie se dr Franz u sini Kollege schribe.
U dasmou het’s o nüt gha im Briefchaschte. Isch jo klar. Nume e Wärbig, wo sech zwüsche de Zytige verlore het. Wüus so schön vo Hang geschribe isch, hanis astandshalber glich uf to. E Afrag. Was isch äch das? I hocke ab. I lise witer. Öb ig Inträsse heig, in Italie a dr Irichtig vomene Kurhus mit z’häufe. Äs gäbi de Gratisferie für die ganzi Familie. Geit’s dene no? I lise witer. In Rocco Spinalvetti. Chaute Schweiss drückt’s plötzlech uf d’ Stirne. Ungerschribe: Enzo Grabinelli. I dräie dr Brief um, luege is Grüene, luege wieder i Brief. Denn luegeni wieder use, öb äch würklech Tag isch. Was söu das? Het Fränzu wieder e Flouse? I lütenim grad sofort a. Dert chunnt wieder eso ne luschtige Spruch vo sim Telefonbeantworter, aber nüt vom Grabinelli. De lüteni grad däm Grabinelli a. Diräkt uf Italie.
“Si, pronto?” seit dert e Stimm
“Jo, do isch Schädler”, sägeni offizhiell, “sit dir dr Enzo Grabinelli?”
“Si, claro”.
Irgendwie wird’s mir komisch.
“Dir heit mir do e Brief gschickt. Stimmt das”, frogeni echli g’reizt.
“Ische derte Schädlere?”
“Jo”
“Ahhh! Claro! Franze hette mir verzeut …”
“Jä de git’s Euch würklech?” frogeni.
“Si. Ige wohne jetze do mite mire Laura in Rocca Spinalvetti. Mire hei do es Ristorante “Sarcophage” und e antike Kurhus.”
“Das hani aber nid erfunge ir letschte Gschicht! Wie chunnt de das?”
“Franze ische jo ufem Schnidepasse gsi. Das hette är erfunge. Und ufem Schnidepass hani e grosse Topf gfunge. E Topfe mite vieli Goudstückli. Ige bi hei gange zur Laura. Mir si tüüre go ässe u hei grad aues kouft für’s Bebe. Aues uf Kredit. Aber äbe. Mire si jo do ir Schwiiz. Ige ha dä Topf mit de Goudstückli nume zwe Tag bi mire deheime gha. Denne ische dr Archäologische Dienscht vo Bärn zäme mit füüf Polizischte cho. U wägge isch es gsi.”
“Und jetz hesch e Huufe Schulde?”
“Nei im Gägeteil! Ige bi e riiche Maa miteme Ristorante, Kurhus und e Familie! D Laura het es schöns Meiteli überecho. Ische Larissa und ische jetze sächzäni. Denne hete si no es Buebeli überecho, dr Marco, ische jetze vierzäni.”
Irgendwie chuneni jetz nümme druus.
“Aber rück use, hesch de glich es paar Goudstückli bhaute?”
“Nei, sichere nid. Uf paar Goudstückli ische gstange “Rocca Spinalveste”. Ige bi wie vom Blitze troffe gsi. Ha grade mire Mama telefoniert. Du, Mama, ische in Rocca Spinalvetti irgendwo e Ruine vo de Römer? Du bische doch mite üse ime Waud obe go spile, wo mire si Bambini gsi. Dert uf de grosse Blöck? Si, dase hette mini Mama no gwüsst. Ige u d Laura hei sofort üsi Chleidere packt, u si sofort nach Italia gfahre. Weische, e Ferrari fahrt schnäu, ganz schäu. Laura fahrt rassig! D’ Laura u ig si de bi mire Mama gwohnt, bis mir e Wohnig hei gha. U ige bi ufe i Waud go grabe. Derte si immere meh Muure füre cho. Es si Türe, Fänschter, Wäge u vieles angere füre cho.”
“Aber das darfsch doch nid! Das ghört doch sicher öpper angerem. U Archäologischi Uusgrabige macht doch dr Staat!”, gibeni z’ Bedänke.
“Sichere nid. Dä Waud ghört dr Mama. Und dr Berlusconi muesse nüt wüsse drvo. Dä seit jo ou nid aues, was är mit dr Mafia, mit em Abfau u mit de Froue macht.”
“U hesch de ou öppis gfunge?”, frogeni skeptisch.
“Si claro! Ige ha es paar Hüüser usgrabe, zersch mit em chlyne Bagger, de mit dr Schuffle und am Schluss mit em Pinsu. Es auts Kurhus, äuä vo de Römer. De es Huus, äuä e Beiz u denne gäng meh. Es autes Teatro hani ou no usgrabe. U irgendwo hani e auti Goudschmidi gfunge. U denne hani e Topf gfunge …”
“Eine mit Goudstückli”, frogeni.
“Si! Dase ische genau so! Abere dä ische guet versteckt gsi. Ische nämlech hingerem Huus e Sarkophage vergrabe gsi. U ungerem Sarkophage ische dä Topf gsi. Ige ha de chli Goudstückli chönne verchoufe u ha de afo Boue. Jetze bin ige dr Cheffe, dr Könige vo Rocca Spinalvetti. Chunsche du jetze?”
“Was söu i de bi dir unge mache?”, frogeni skeptisch.
“Du chasche mire sage, wie ige das Kurhuus cha irichte. Du chunsche jo druse, oder? Weische, zum Bispiu für so Hemilüt oder so. Hette scho Lüt i dr Schwiiz. Chasche e Wuche bi üse Ferie mache.”
Was söu me do sage? He? Mir hei nöchschte Früelig no e Wuche Ferie u no nüt planet. Jo, das wär vielech öppis.
“Muess mer’s überlege”, sägeni, u hänke uf.
Wie vom Aff bisse hockeni näbem Telefon. Spinneni jetz oder was? Jetzt heimer doch ersch drüber gschribe, und scho het dä zwöi fasch erwachseni Ching und e rächte Betrieb ufbout. Bin ig jetz i der Ischzyt?

Ersch es paar Tag spöter hani de mit mire Familie drüber gredt. Es wär doch öppis, im Früelig dert häre z’goh.

Es isch du Früelig worde, u mir hei packt für uf Italie. Bevor mer über e Gotthard si gfahre, heimer no e Umwäg über Roggu müesse mache, für ne Gschicht verby z’ bringe. Dert si mir ine komische Schneesturm cho, u das im Früelig! Uf em Gotthard obe acho, ligt no chli Schnee. Dr Pass het churz vorhär ufto. Äs isch chaut.
Mir fahre hinge abe. Z’ Airolo isch e riesigi Bousteu. Ufeme riesige Plakat steit “Erweiterung des Gotthard Strassentunnels”. I stutze. Was isch do los? Das hani jo gar nie i de Nachrichte ghört? Hani das verpasst?
I fahre wiiter u mues in Bellinzona go tanke. Ds Bänzin isch fasch 2 Franke dr Liter. Das si de Gouner, dänkeni. Hausabschnider! I fahre witer ohni z’ tanke. Churz vor dr Gränze wotti nomau probiere z’ tanke. Do isches scho meh aus 2 Franke dr Liter. Isch das äch e Fäuentscheid gsi? Oder hätti gar nie söue übere Gotthard goh? I tanke glich. Do wott i zahle, aber dä lachet mi nume a. Öb ig de ke Euro heigi. I säge jo, aber i wöu do ir Schwiz no mit Franke zahle. De seit dä, mir hei scho sit drü Johr dr Euro. I luege dä nume schreg a u gibenim glich e Hunderter. Dä lachet no meh, jo richtig spöttisch. De gibenim d’ Kreditcharte u är isch ruhig. Bis är zrügg chunnt luegeni d’ Schlagzile ir Zytig. “Schweiz gewinnt gegen Brasilien!” I chume nid drus. Mir fahre de witer dür Italie. De chöme mir nach es paar Stung z’ Rocco Spinalvetti a. Mir finge em Grabinelli sis Imperium schnäu. Es isch scho früe beschiuderet. “Ristorante Sarcophage” und “Teatro antique” und “Bagno”. Dä het do ire extrem churze Zyt es mega Imperium gschaffe. Mir parkiere vor em “Ristorante Sarcophage”. We me ine chunnt, gseht me grad e riesige Sarkophag us Stei ufeme Podest. Dä gseht ganz ähnlech us wie dä, wo dr Franz i sire Gschicht beschribe het. Näbe dra isch e Glasvitrine us Panzerglas u Goudstückli drinne.
Dinne trinke mir es Cola. Irgendwie isch das in Italie ganz angers aus ir Schwiiiz. Das Cola-Fläschli gseht angers us, aus is kenne.
“Grüessech, sit dir ou us dr Schwiiz?” frogt do eine näbe dra.
“Jo. Vo wo chömit de dir?” frogeni.
“Us Roggu, Moser isch mi Name, Moser Ürsu.”
“Aha”, sägeni nume.
Ar Wang hanget e Kaländer. Dä zeigt 2027 a. Irgendwie wird’s mir komisch. Do chunnt eine uf üs zue, e guet agleiti Maa.
“Bona sera! Site dire dr Schädlere?”
I luege ne a u säge nume “Jo”.
“Härzleche willkomme in Rocca Spinalvetti. Hie ische mini Riich. Ige bi jetze König vo däme Riich. Kennit dire Moser Ürsu? Äre ische jetz o grade do i de Ferie. Äre ische scho ds nünte mou hie.”
“Aha” sägeni nume.
“Unde derte”, seit Grabinelli und winkt ufe Parkplatz use. “Derte chunnte grade Franze mitem Velo. Äre macht hie Ferie. Mire hei grossi Plän. Mire wei do ese grosses Rehazentrum boue. Mit Bagno.”
Chli spöter chunnt Franz ine “Hoi Stefan, ou scho mou do? Jetz bini grad vore Velorundi zurügg cho. Derbi hani grad gseh, wie e Storch chauberet.”

“Chömmit dir aui!”, seit dr Grabinelli u breitet d’ Arme us. “Ige wott euch mini Riich zeige.”
U so stöh mir uf. Bim use loufe gseh n’ i bim verbiloufe es Himugüegeli übere Sarkophag loufe. Mir aui göh em Grabinelli hinge noche. Är zeigt üs ds Ristorante und d’ Strosse, wo är usbudlet het. Denn göh mer is antike Bad. Schön isch es dert inne. Fasch wie bi de Römer. Es isch warms Wasseer u i de Rüüm näbedra si Kabine, wo d’ Lüüt düreknätet wärde. I angerne Rüüm wird gschwitzt u gjammeret. Dert si d’ Lüt am Trainiere.
“Si, do chöimere de e Rehabilitation uf tue. Oder?”, seit dr Enzo Grabinelli.
Är fühert üs de witer dür d’ Gass. Är zeigt üs d’ Hüser, wo är uusbuddlet het. Schön gseht’s us. De chöme mir am Ändi vo dr Gass gage Waud zue. Dert tuet sich e höchi Wang uf. E Wang wo rund isch. Was söu äch das si?
“Il Teatro Antique”, seit Enzo Grabinelli voller Stolz. Mir göh zum grosse Tor ine u stige de rächts e breiti Stäge ueche. Ganz z’ obersch ueche. Mir chöme a d’ Heiteri. Vor üs tuet sech es auts römisches Theater uf. Vor üs isch d’ Büni, mir si z’ hingersch z’ obersch im Haubrund. Stuune. Kes Wort. Enzo winkt üs abe. Mir göh noche u hocke ir Mitti uf die Steistufe, wo är üs aagwise het.
“Un Momento”, seit Enzo.
Mir wüsse nid, was jetz do geit. Enzo verschwindet ime angere Loch. E Zyt lang geit nüt. Zäh Minute vielech, vielech ou meh. Denn ghört me auti Fanfare. U den erschiint e Maa imene Torboge oberhaub vor Büni. Är het es längs Seili rund um sich gwicklet. Är steit i Gummistifu u het e Aazug u e Heum a. Äs isch dr Markus Furter. “Härzlech willkomme hie im Teatro Antique. Dir wärdit jetzt itouche ine angeri Gschicht. Darf i Euch vorsteue …”
U de chunnt unge bir Büni es ganz es chlys Mannli ine, mit eme rote Mantu, ere Chrone und eme Zepter.
Dä gseht grad us wie dr chli König Dezämber, dänkeni. Irgendwie chunnt’s mer vor, wie weni ine angeri Wäut ent setzt wär.
“Hochverehrt’s Publikum, liebe Gescht. I begrüesse Euch do im Theater. Im Theater vor Würklechkeit. Dir aui sit Teil vo däm Theater, vo dere Gschicht. Dir aui wo do sitzid. Wenn Dir mir zue losid, ghörit dir ou zu dere Gschicht. Dir sit Publikum und Spieler glichzytig. Jedes vo üs het ou sini Träum u sini eigete Gschichte. U die Gschichte si mängisch würklecher aus d’ Würklechkeit säuber. Mir aui bruche die Träum zum Läbe. Mir chöi üsi Würklechkeit säuber erschaffe. Mir göh dür Zytfänschter u i angeri Wäute. U hie fot e neuii Gschicht a. E Gschicht wo dir aui Teil drvo sit. Bhautit Eui Täum und öuii Gschichte!”


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